Folgeprojekt Legislative und Exekutive in SH nach 1945

Auf Basis der Ergebnisse der ersten Landtagsstudie (Danker/Lehmann 2017) sollen laut Landtagsbeschluss vom 17.04.2018 vertiefende Fragestellungen bearbeitet werden. Eine Erweiterung gruppenbezogener Recherchen auf ausgesuchte Personengruppen aus den Sektoren: Landespolizei, Landerverwaltung und Landesjustiz wird durchgeführt. Daneben wird u. a. ein Fokus auf sprach- und kulturwissenschaftliche Analysen von Landtagsdebatten gelegt , um sich der übergeordneten Frage anzunähern, wie sich der Umgang der landespolitischen Eliten untereinander veränderte.

Kurzübersicht

Stichworte
Landesverwaltung, Kontinuitäten, 1945
Laufzeit
01.01.2019 - 30.10.2020
Webseite

Beschreibung

Projektbeschreibung

Die Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History (frzph) hat vom Schleswig-Holsteinischen Landtag folgenden Auftrag erhalten: Auf Basis der Ergebnisse der ersten Landtagsstudie[1] und der dort entwickelten Methodik sollen laut Landtagsbeschluss vom 17.04.2018 eine Reihe vertiefender Fragestellungen bearbeitet werden. Bezogen auf die erste Landtagsstudie wird gefragt, ob typische Verhaltensmuster in der Landespolitik gehäuft vorkamen. Die Muster werden auf die dort vorgenommene Typisierung, ausdifferenziert in 22 unterschiedliche Kategorien, von "Widerstandleistenden" bis zum "Verfolgungsakteur", rückbezogen. Gibt es gar Hinweise darauf, dass das professionelle/politische Handeln in der Landespolitik mit dem "Typus" zusammenhing? Daneben wird ein Fokus auf sprach- und kulturwissenschaftliche Analysen von Landtagsdebatten gelegt, um sich der übergeordneten Frage anzunähern, wie sich der Umgang der landespolitischen Eliten untereinander veränderte. Das Thema "Vergangenheitspolitik" wird dabei zweifach einer Sonderbetrachtung unterzogen. Die Kabinettsprotokolle und in Fortsetzung der Ergebnisse aus der ersten Landtagsstudie auch die Landtagsdebatten werden mit der Fragestellung ausgewertet, inwieweit sich der Wandel in der "Vergangenheitspolitik" landesspezifisch nachzeichnen lässt. Neben der Vertiefung der Erkenntnisse aus der ersten Studie erweiterte Personengruppen der bewährten und breit rezipierten Methodik der Kategorisierung unterzogen:[2] Die Erweiterung gruppenbezogener Recherchen und der "Typisierungen" auf ausgesuchte Personengruppen gilt beispielsweise den Sektoren Landespolizei, Landessozialverwaltung, Landesjustiz und Sozialgerichtsbarkeit. Die Gesamtgruppenstärke liegt bei circa 430 Personen.

Vorgehensweise

Die Untersuchung der Abgeordneten des Landtags und der Regierungsmitglieder, die im ersten Teil des Projekts vorgenommen wurde, bildet methodisch wie inhaltlich die Ausgangsbasis für die Fortführung des Projekts. Erneut werden für die Erweiterungsgruppen vornehmlich formal nachweisbare Merkmale wie Mitgliedschaften, Eintrittsdaten, Funktionen und reale Rollen der erweiterten Untersuchungsgruppe im NS-Staat erfasst und untersucht. Diese grundlegenden personenbezogenen Recherchen bilden den aufwändigen Grundstock für die Bearbeitung komplexerer Fragestellungen. Auf Grundlage der durch umfangreiche Datenerhebung erarbeiteten, quellenbasierten Datenbank sollen wichtige quantifizierende Fragestellungen beantwortet und wissenschaftlich begründete, qualitative Ableitungen vorgenommen werden. Folglich wird die ausgeweitete Erhebung Basis für weitergehende Forschungsvorhaben sein können.

Bearbeiter

Das Projekt wird unter der Projektleitung von Prof. Dr. Uwe Danker, dem Direktor der Forschungsstelle für regionale Zeitgeschichte und Public History durchgeführt. Die Projektkoordination liegt bei Sebastian Lotto-Kusche. Mit Dr. Stephan A. Glienke konnte der ausgewiesene Bearbeiter der ersten Landtagsstudie für den Schwerpunkt Archivrecherche wiedergewonnen werden. Als zusätzlicher Bearbeiter wird Jan Waitzmann als wissenschaftlicher Mitarbeiter in dem Projekt arbeiten. Das Projekt wird zudem durch zahlreiche studentische/wissenschaftliche Hilfskräfte unterstützt.

[1] Vgl. Uwe Danker/Sebastian Lehmann-Himmel, Landespolitik mit Vergangenheit. Geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung der personellen und strukturellen Kontinuität nach 1945 in der schleswig-holsteinischen Legislative und Exekutive, Husum 2017; Uwe Danker/Sebastian Lehmann-Himmel, Bericht. Geschichtswissenschaftliche Aufarbeitung der personellen und strukturellen Kontinuität nach 1945 in der schleswig-holsteinischen Legislative und Exekutive, Landtagsdrucksache 18/1144. Vgl. Uwe Danker, Parlamentarische Kontinuitätsstudien zur NS-Zeit. Methodische Potenziale und Grenzen am Beispiel des Falls Schleswig-Holstein, in: Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte 65 (2017) Heft 1, S. 75-101.

[2] Vgl. Stefanie Palm/Irina Stange, Vergangenheiten und Prägungen des Personals des Bundesinnenministeriums, in: Frank Bösch/Andreas Wirsching (Hg.), Hüter der Ordnung. Die Innenministerien in Bonn und Ost-Berlin nach dem Nationalsozialismus, Göttingen 2018, S. 122-181, hier S. 124; Sören Eden/Henry Marx/Ulrike Schulz, Ganz normale Verwaltungen? Methodische Überlegungen zum Verhältnis von Individuum und Organisation am Beispiel des Reichsarbeitsministeriums 1919 bis 1945, in: Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte 66 (2018) Heft 3, S. 487-520, hier S. 493.

Verantwortlich

Finanzierung

Landtag Schleswig-Holstein

Studienergebnisse

2021 sind die Ergebnisse der Studie im Landtagsinformationssystem veröffentlicht worden: https://www.landtag.ltsh.de/infothek/wahl19/drucks/02900/drucksache-19-02953.pdf