Anerkennung des NS-Völkermords an Sinti und Roma

Den massenhaften Mord an den Sinti und Roma im Nationalsozialismus als Völkermord zu bezeichnen und jenen überhaupt als staatlich organisierten Gewaltakt anzuerkennen, dies war ein langwieriger Prozess in der Bundesrepublik Deutschland. Dieser gesellschaftliche Wandlungsprozess wird im Zeitraum 1945 bis 1990 nachgezeichnet.

Kurzübersicht

Stichworte
Völkermord, Anerkennung, Sinti und Roma
Laufzeit
01.10.2012 - 10.02.2020 (Projekt abgeschlossen)

Beschreibung

Den massenhaften Mord an den Sinti und Roma im Nationalsozialismus als Völkermord zu bezeichnen und jenen überhaupt als staatlich organisierten Gewaltakt anzuerkennen, dies war ein langwieriger Prozess in der Bundesrepublik Deutschland. Nachdem das Verbrechen in seinen Einzelheiten mittlerweile recht gut untersucht und belegt wurde, sind die in meinem Vorhaben adressierten Forschungsdesiderate in der Frage zu sehen, welche politischen Abläufe zur offiziellen Anerkennung des Völkermords durch die Bundesrepublik Deutschland führten. Dabei untersuche ich die verschiedenen Diskurse staatlicher und zivilgesellschaftlicher Diskursteilnehmer, vor allem zu den Themen Moralische/Politische Anerkennung und finanzielle Entschädigung. Auch die Frage der Anerkennung als nationale Minderheit spielt in diesem Zusammenhang eine gewichtige Rolle. Dabei ist auch relevant, wie sich die Narrationen über den Massenmord/Völkermord an den Sinti und Roma selbst veränderten. Welchem Akteur werden wissenschaftliche Erklärungsansprüche zugebilligt und welche Veränderungen ergeben sich im Zuge des Anerkennungsprozesses. Hierbei soll vor allem auch auf Begriffsentwicklungen geachtet werden. Wie und wann gelingt es den Selbstorganisationen einen Sprachwandel einzuleiten? Dienen bestimmte Narrationen dazu, ein Gruppennarrativ herauszubilden, vielleicht auch in Abgrenzung zu anderen Opfergruppen? Gerade wenn es um die Frage geht, ob die Verbrechen an den "Zigeunern" als Völkermord zu bezeichnen sind, ist zu prüfen, inwieweit Ethnizität von verschiedenen Autoren benutzt wird, um eine einheitliche, genozidale Opfergruppe zu manifestieren.

Das Vorhaben wurde durch ein Stipendium der Friedrich-Ebert-Stiftung von 2012-2015 gefördert.

Erstbetreuer: Prof. Dr. Thomas Sandkühler (Lehrstuhl für Fachdidaktik Geschichte am Institut für Geschichtswissenschaften der Humboldt-Universität zu Berlin)

Zweitbetreuer: Prof. Dr. Uwe Danker (Seminar für Geschichte und Geschichtsdidaktik der Europa-Univeristät Flensburg)

Verantwortlich

Finanzierung

Friedrich Ebert Stiftung

Essay zu den Ergebnissen der Studie im Deutschland-Archiv der BpB

Kann eine Gesellschaft umdenken? Die Anerkennung des NS-Völkermords an Sinti und Roma in der Bonner Republik, in: Deutschland Archiv, 11.09.2021, www.bpb.de/339945

Präsentation auf Zeitgeschichte-Online

http://zeitgeschichte-online.de/kommentar/ein-langer-weg