Lernen durch Beobachtung und Begegnung: Studierende auf Geographie-Exkursion in Rumänien

Im Sommersemester 2015 konnte eine Gruppe von Studierenden Erkenntnisse aus einem Vorbereitungsseminar auf einer 7-tägigen Exkursion in das rumänischen Siebenbürgen (Transsylvanien) unter der Leitung von Dr. Verena Sandner Le Gall durch neue Perspektiven erweitern. Entlang dreier thematischer Linien wurden die Region um Cluj-Napoca und das Apuseni-Gebirge behandelt: Ethnische Vielfalt und Minderheiten, Regionalentwicklung in ländlichen und städtischen Räumen sowie Mensch-Umwelt-Verhältnisse.

Zum Thema Minderheiten und Vielfalt wurden Aspekte der sozialen Exklusion, der räumlichen Segregation und der Ethnisierung von Roma behandelt und mit lokalen Organisationen, u.a. einem Projekt zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Roma, diskutiert. Außerdem wurden die mehrsprachige Babeş-Bolyai-Universität in Cluj-Napoca und mehrere ungarische Dörfer besucht und mit Vertretern der jeweiligen Minderheiten über Fragen des Zusammenlebens in der mutlitehnischen Region gesprochen. Im Themenbereich der Regional- und Stadtentwicklung ging es zum einen um die Entwicklungsprozesse der postsozialistischen Stadt Cluj-Napoca sowie zum anderen um regionale Disparitäten und Entwicklungen im ländlichen Raum und mögliche Entwicklungschancen. Im dritten Themenbereich Mensch-Umwelt-Verhältnisse standen zum einen gesellschaftliche Aushandlungsprozesse, Konflikte und Konzepte des Naturparkmanagement im Fokus, die mit lokalen Akteuren und der Naturparkverwaltung Apuseni  thematisiert wurden. Zum anderen wurde ein politisch-ökologischer Konflikt um eine geplante groß dimensionierte Goldmine im Ort Roşia Montana mit Vertretern der vor Ort agierenden Bergbaufirma ebenso wie mit Aktivisten des Protestes gegen die Mine diskutiert.

Ein roter Faden der Begegnungen vor Ort war die Beschäftigung mit Initiativen, die sich mit lokaler Nachhaltigkeit, ressourcenschonenden Produktionsverfahren und alternativen Entwicklungsmöglichkeiten in den oft von wenig Zukunftsperspektiven geprägten Dörfern befassen. Dabei wird zum Teil auch versucht, den Erhalt des traditionellen Wissens und handwerklicher Fähigkeiten der jeweiligen Bevölkerungsgruppen in dieser multiethnischen Region zu fördern.

Verena Sandner Le Gall