Bund fördert Deutsch-Israelisch-Palästinensisches Promotionskolleg in Flensburg

Wissenschaftler*innen präsentieren Arbeit zu internationaler Verständigung im Deutschen Bundestag

Flensburg, 11.11.2022. Mit insgesamt 2,1 Millionen Euro fördert der Bund die "European Wasatia Graduate School for Peace and Conflict Resolution" an der Europa-Universität Flensburg. Das hat der Haushaltsausschuss des Bundestages entschieden. Damit ist die Graduiertenschule, in der Promovierende aus Israel, Palästina und Deutschland gemeinsam religionsübergreifend und interdisziplinär zu Lösungen des Konflikts im Nahen Osten forschen, bis zum Jahr 2029 gesichert. Zudem kann mit dem Geld ein Programm für Gastwissenschaftler*innen (scholar-in-residence) aufgelegt und eigene Stipendien vergeben werden.

"Ich freue mich sehr darüber, dass es gelungen ist, dieses in Deutschland bisher einmalige Programm für Promovierende aus Israel, Palästina und Deutschland weiter zu fördern. Die European Wasatia Graduate School for Peace & Conflict Resolution wird zukünftig bis zu 359.000 € jährlich im Rahmen ihrer Arbeit für Frieden, Verständigung und Versöhnung vom Bund erhalten", so Dr. Wiebke Esdar, zuständige Haushaltspolitikerin der SPD-Bundestagsfraktion für den Etat des Bundesministeriums für Bildung und Forschung.

Prof. Dr. Ralf Wüstenberg, Professor für evangelische Theologie und Direktor des Graduiertenkollegs bewertet diese Anschlussfinanzierung als wichtiges friedensethisches Signal. "Dieses Zeichen strahlt über den Nahost-Konflikt hinaus und berührt wesentlich auch europäische Fragen. Es ist nun sichergestellt, dass über die gegenwärtig eingeschriebenen Promovierenden zwei weitere Kohorten in 2023 und in 2026 aufgenommen werden können. Neben Israelis, Palästinensern und Deutschen sollen Stipendien auch an junge Promovierende aus andere Transformationsgesellschaften gehen, wie u.a. Südafrika, Irland, Albanien. Gemeinsames Lernen, eigenständiges Forschen und das wechselseitige Entdecken von Konfliktlösungsstrategien im Horizont von Wasatia und Versöhnung sind die Eckpfeiler des Programms."

Auch Prof. Dr Udo Steinbach, Leiter des MENA Study Centre der Maecenata Stiftung, das eng mit der Wasatia Graduate School zusammenarbeitet, schätzt die Entscheidung des Deutschen Bundestags als nachhaltigen Beitrag Deutschlands für die Lösung des palästinensisch-israelischen Konflikts ein. "Gemeinsam mit den arabischen Staaten, die in den ‚Abraham accords‘ einen Ausgleich mit Israel vollzogen haben, können die EU und Deutschland nunmehr einen politischen Rahmen abstecken, in welchem dem palästinensischen Streben nach einem souveränen Staat und den Sicherheitsinteressen Israels Rechnung getragen wird. Jetzt ist Versöhnung angesagt; das ist die Stunde der Bewährung für Wasatia. Darauf arbeiten wir in Flensburg hin", erklärte Steinbach.

Am heutigen Freitag (11.11.) haben die beteiligten Wissenschaftler*innen die Arbeit des Promotionskollegs der "Parlamentariergruppe Arabischsprachige Staaten des Nahen und Mittleren Ostens" vorgestellt. Deren Vorsitzender, der CDU-Politiker Dr. Christoph Ploß,  betonte: "Es ist richtig und wichtig, den Austausch zwischen Israel und den arabischen Staaten wo immer möglich zu suchen und zu stärken. Die ,Abraham Accords Declaration' war dafür ein wichtiger Schritt. Deutschland steht in einer besonderen Verantwortung, Projekte, die diesem Austausch dienen, zu unterstützen. Ich freue mich daher, dass wir als Deutscher Bundestag die weitere Arbeit der European Wasatia Graduate School for Peace & Conflict Resolution fördern werden."

Projektkoordinatorin Dr. Zeina Barakat freut sich über das breite Interesse an der European Wasatia Graduate School for Peace and Conflict Resolution unter den Parlamentariern des Deutschen Bundestages  und erklärte: "Als in Jerusalem geborene Palästinenserin, die sich über ein Jahrzehnt auch wissenschaftlich mit Friedensethik befasst, sind die Ziele der Graduiertenschule auch eine Herzenzangelegenheit."

Die "European Wasatia Graduate School for Peace and Conflict Resolution"

Das interdisziplinäre, transnationale und multireligiöse Promotionskolleg wurde im November 2021 gegründet. Derzeit sind zwölf Doktorand*innen Teil der "European Wasatia Graduate School for Peace and Conflict Resolution".

Das Kolleg identifiziert Wahrheit wie Recht als Bedingung für Frieden und Konfliktlösung im israelisch-palästinensischen Verhältnis. Vor dem Hintergrund, dass rechtliche, politische und religiöse Dimensionen der Versöhnung ihrerseits mentale Komponenten beinhalten, wie etwa die Anerkennung von Leid, die Befähigung zur inter-religiösen Toleranz und zur Dekonstruktion festgefahrener Narrative, soll die Wasatia Graduate School als ein interdisziplinäres Forum fungieren, das Versöhnung als zentrales Element zur gesellschaftlichen Konfliktlösung herausstellt. 

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