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Projektbeschreibung

KlimaFood - Lebensweltorientierte klimafreundliche und gesundheitsfördernde Ernährungsbildung vulnerabler Bevölkerungsgruppen

Gesundheitsförderliche und klimafreundliche Ernährung alltagspraktisch zu vermitteln, sodass nicht nur Wissen gewonnen, sondern auch der Schritt zum Handeln gemacht werden kann – das ist das Ziel des KlimaFood-Projektes. Das Projekt will dabei vor allem die Menschen erreichen, die von Ernährungsbildung bisher zu selten profitieren: z. B. Jugendliche und junge Erwachsene aus bildungsbenachteiligte Familien, Menschen, die von Ernährungsarmut betroffen sind, sowie Personen mit geringer Literalität, Migrations- oder Fluchtgeschichte.

Laufzeit

01.11.2020 bis 31.03.2024

Schlüsselbegriffe

Food Literacy, Ernährung und Nachhaltigkeit, vulnerable Zielgruppen, Ernährungsbildung in Lebenswelten, innovative Lernarrangements, aufsuchende Ernährungsbildung, Ernährungsbildung in Komm-/Geh- und Service-Learning-Strukturen, Service-Learning-Ansatz

Beschreibung

Die Ernährung hat sowohl auf die Gesundheit des Menschen als auch auf die Umwelt einen großen Einfluss. Die Art und Weise, wie wir Lebensmittel produzieren, zubereiten, verzehren oder auch wegwerfen trägt zum Klimawandel bei und verstärkt seine negativen Folgen für das Leben auf der Erde (Berry et al. 20151; Willett et al. 20192).

Das dreijährige IN FORM-Projekt "KlimaFood" schafft deshalb Ernährungsbildungsangebote, welche zu einer gesundheitsförderlichen und klimafreundlichen Ernährungsweise aktivieren. Diese Angebote sollen Menschen in ihren Lebenswelten erreichen und sie bei der Gestaltung einer nachhaltigen Ernährung in ihrem Alltag unterstützen.

Denn vulnerable Bevölkerungsgruppen weisen ein höheres Risiko für ernährungsmitbedingte Erkrankungen auf. Zu ihnen gehören zum Beispiel Kinder und Jugendliche aus bildungsbenachteiligten Familien, Erwachsene und Senior*innen mit geringem Einkommen sowie Menschen mit Vorerkrankungen. Für sie ist die praktische Umsetzung einer gesundheitsförderlichen Ernährung häufig eine Herausforderung, was unter anderem an den begrenzten Ressourcen liegt, die ihnen zur Verfügung stehen. Die Aufgabe von KlimaFood ist deshalb insbesondere neue Wege zu gehen und Methoden zu entwickeln, mit denen diese Zielgruppen erreicht und gefördert werden können.

Vorgehen im Projekt

Entwicklung in Schleswig-Holstein - Umsetzung in ganz Deutschland

Ziel von KlimaFood ist es, bis Ende 2023 Ernährungsbildungsangebote in den Lebenswelten vulnerabler Zielgruppen zu etablieren. Damit diese nachhaltig weiterbestehen, werden sie von Multiplikator*innen in den Settings selbstständig fortgeführt.

Schritte zu diesem Ziel sind zunächst die partizipative Entwicklung, Erprobung und Weiterentwicklung von Ernährungsbildungsaktionen und -materialien. Dabei richtet sich KlimaFood nach dem Bedarf und den Interessen in den Lebenswelten und bindet Multiplikator*innen und Personen der Zielgruppe in die Arbeit ein. Anschließend werden Konzepte und Materialien für Multiplikator*innenschulungen entwickelt. Die entwickelten Konzepte (Aktionen, Materialien und Schulungen) werden zunächst im Modellraum Schleswig-Holstein erprobt. Nach weiteren Optimierungen auf Basis der gesammelten Erfahrungen werden die Konzepte schließlich bundesweit in die Praxis übertragen. Dieser bundesweite Transfer in die Lebenswelten der Zielgruppen wird über Multiplikator*innenschulungen, dazugehörige Handreichungen sowie digitale Informations- und Fortbildungsangebote angestrebt.

Zeitlicher Ablauf des KlimaFood-Projekts

Strukturen

Zusammen mit verschiedenen Praxispartner*innen geht KlimaFood dabei auf drei verschiedenen Wegen vor:

  • Geh-Struktur: Gemeinsam mit der Landesvereinigung für Gesundheitsförderung Schleswig-Holstein entwickelt die EUF Methoden der Ernährungsbildung, welche die Zielgruppen dort aufsuchen und antreffen, wo sie sich aufhalten – in ihren Lebenswelten. Geplant ist unter anderem die Gestaltung eines KlimaFood-Bikes, mit dem beispielsweise Jugend- und Familientreffs, Einkaufszentren oder Stadtteilfeste besucht werden können. Das besondere an den mobilen Kochaktionen ist, dass die Teilnehmenden sich nicht anmelden müssen und einfach an Ort und Stelle entscheiden können, ob sie teilnehmen möchten. Ferner werden sehr einfache Gerichte ausgewählt, die kaum oder keine Rezepte benötigen. So soll auch das Nachkochen im heimischen Umfeld gelingen.
  • Komm-Struktur: Bildungsangebote zu klimafreundlicher und gesundheitsförderlicher Ernährung werden in bereits bestehende Strukturen integriert. Dazu gehören z. B. Familienbildungsstätten und -zentren, Stadtteiltreffs sowie Angebote der Tafel-Akademie. Die Angebote orientieren sich alltagspraktisch an den Bedürfnissen der Menschen, die diese Strukturen nutzen. Dazu dient die Entwicklung von Ernährungsbildungsmaterialien und spielpädagogischen Ansätzen (z. B. Exit-Games). So werden Ernährungsbildungsangebote und -materialien beispielsweise in Grundbildungs- und DaZ-Kurse integriert, wodurch die Teilnehmenden ihre Sprach- und zeitgleich auch ihre Ernährungskompetenzen erweitern können.
  • Service-Learning-Struktur: Hier engagieren sich Personen der Zielgruppe selbst, um ihrem Umfeld eine klimafreundliche Ernährung zu vermitteln. Dadurch tragen sie nicht nur Ernährungswissen in ihre Lebenswelten, sondern entwickeln selbst neue Ernährungskompetenzen und werden darin gestärkt, ihre Ernährung eigenverantwortlich und verantwortungsbewusst zu gestalten. Modellhaft werden in Zusammenarbeit mit Equippers Flensburg Service-Learning-Strukturen, beispielweise im Rahmen einer Café-Arbeit und der Vermittlung über soziale Medien, in der Jugendarbeit aufgebaut und erprobt.

Praxispartner*innen

Quellen

1 Berry, E. M., Dernini, E., Burlingame, B., Meybeck, A., Conforti, P., 2015. Food security and sustainability: can one exist without the other?. Public Health Nutrition, 18(13), S. 2293-2302.

2 Willett, W., Rockström, J., Brent, L., Springmann, M., Lang, T., Vermeulen, S., Garnett, T., Tilman, D., DeClerck, F., Wood, A., Jonell, M., clark, M., Gordon, L. J., Fanzo, J., Hawkes, C., Zurayk, R., Rivera, J. A., DeVries, A., Sibanda, L. A., Afshin, A., Chaudhary, A., Herrero, M., Augustina, R., Branca, R., Lartey, A., Fan, S., Crona, B., Fox, E., Bignet, V., Troell, M., Lindahl, T., Singh, S., Cornell, S. E., Srinath Reddy, K., Narain, S., Nishtar, S., Murray, S. J. L., 2019. Food in the Anthropocene: the EAT-Lancet Commission on healthy diets from sustainable food systems. Lancet, 393(10170), s. 447-492.