Forschung
Forschungsschwerpunkte des Seminars für Evangelische Theologie bilden u.a. die durch Drittmittel gestützte European Wasatia Graduate School, die Dietrich-Bonhoeffer-Forschung und die ReVikoR-Studie.
European Wasatia Graduate School
European Wasatia Graduate School
Die European Wasatia Graduate School for Peace and Conflict Resolution ist auf die Initiierung eines Prozesses der Versöhnung gerichtet ("wasatia", arabisch für Vermittlung, Ausgleich, Mäßigung).
Wahrheit, Recht und Versöhnung
Das interdisziplinäre, transnationale und multireligiöse Promotionskolleg identifiziert Wahrheit wie Recht als Bedingung für Frieden und Konfliktlösung im israelisch-palästinensischen Verhältnis. Vor dem Hintergrund, dass rechtliche, politische und religiöse Dimensionen der Versöhnung ihrerseits mentale Komponenten beinhalten, wie etwa die Anerkennung von Leid, die Befähigung zur inter-religiösen Toleranz und zur Dekonstruktion festgefahrener Narrative, soll die Wasatia Graduate School als ein interdisziplinäres Forum fungieren, das – eingebunden in ein internationales Netzwerk – Versöhnung als zentrales Element zur gesellschaftlichen Konfliktlösung herausstellt.
Als akademisches Vorhaben leistet es über den universitären Rahmen hinaus Wissenstransfer und Reflexion in den politischen und gesellschaftlichen Raum hinein. Es versteht sich in dieser Hinsicht als Katalysator eines Moderationsprozesses, der auf Verständigung und Versöhnung zielt. Es gehört zu seinen zentralen Anliegen, kompetente Multiplikator*innen auszubilden, die in ihrer Rolle als Vermittler*innen eine Brücke zwischen der historischen Analyse und theoretischen Reflexion von Konfliktlösungsstrategien und ihrer realpolitischen Umsetzung schlagen.
Zusammenarbeit
Die Kooperation der trilateralen Graduiertenschule mit dem Interdisciplinary Centre for European Studies (ICES) der Europa-Universität Flensburg stärkt die europäische Perspektive auf Frieden und Versöhnung und fördert die Bildung inneruniversitärer Exzellenzcluster. Die Anbindung an die ICES Research School ermöglicht den Promotionsstudierenden des Graduiertenkollegs darüber hinaus die Teilnahme an interdisziplinären Schreib- und Schulungsprogrammen.
Neben der Kooperation mit dem ICES stärkt auch die Zusammenarbeit mit der außeruniversitären Forschungseinrichtung Maecenata Stiftung den Europabezug der Wasatia Graduate School. Unter dem Stichwort "Europa Bottom-Up" widmet sich die Stiftung der Entwicklung einer europäischen Zivilgesellschaft gerade auch mit Blick auf ihre Beziehungen zum Nahen Osten. Den zentralen Aspekt des zivilgesellschaftlichen Paradigmas bildet dabei die Frage, wie Religionsgemeinschaften in die Gesellschaft eingebunden werden. Zudem kann die Maecenata Stiftung aufgrund vergangener Projekte auf Erfahrungen mit dem trilateralen Dialog zurückgreifen ("Zivilgesellschaftliche Akteure im trilateralen Dialog zwischen Judentum, Christentum und Islam", 2009; Zivilgesellschaftsakteure in Trialog-prozessen", 2013)
IBC
Bonhoeffer-Forschungscolloquien
Projektleitung: Prof. Dr. Ralf K. Wüstenberg (Europa-Universität Flensburg)
In Kooperation mit Forschungspartnern an den Universitäten Cambridge, Mainz und Vancouver dienen die Bonhoeffer-Kolloquien zur internationalen Vernetzung von Bonhoeffer-Projekten.
Der Trägerkreis der Forschungsreihe besteht neben Prof. Dr. Ralf K. Wüstenberg aus Dr. Stephen Plant (Cambridge, UK), Prof. Dr. Christiane Tietz (Zürich) und Prof. Dr. Jens Zimmermann (British Columbia, CA).
Neben dem inhaltlichen Anliegen, Impulse für eine kreative, aber texttreue Interpretation von Bonhoeffers theologischen Grundideen für gegenwärtige Fragen zu liefern, soll durch die Colloquien zur Förderung des internationalen Netzwerks zwischen jüngeren Bonhoefferforschern beigetragen werden. Die Ergebnisse der Tagungen werden in den wissenschaftlichen Monographien "International Bonhoeffer Interpretations (IBI)" veröffentlicht.
Daneben besteht eine Kooperation mit der Hochschulbibliothek in Flensburg. Für die Bonhoeffer Gesellschaft, deutssprachige Sektion, wird gemeinsam die (jährliche) Bonhoeffer-Bibliographie zusammengetragen.
"International Bonhoeffer Colloquia" (IBC)
IBC 6: Dietrich Bonhoeffer's Concept of Theology (organisiert von Prof. Dr. Christiane Tietz) (Tagungsband in Vorbereitung)
IBC 5: The Bible as book of the Church. Dietrich Bonhoeffer's Biblical Hermeneutics, Universität Flensburg 22-23 Juli 2011 (gefördert von der Thyssen-Stiftung; organisiert von Prof. Dr. Ralf Wüstenberg und Jelena Beljin)
IBC 4: Bonhoeffer, Religion and Politics, Universität Mainz 30-31 Mai 2010 (gefördert von der Thyssen-Stiftung; organisiert von Prof. Dr. Christiane Tietz)
IBC 3: Bonhoeffer and the Biosciences. An initial exploration, Freie Universität Berlin 9-10 Januar 2009 (finanziert aus Eigenmitteln der Universität; organisiert von Prof. Dr. Ralf Wüstenberg)
IBC 2: Religion, Religionlessness and Contemporary Western Culture. Explorations in Dietrich Bonhoeffer's Theology, Freie Universität Berlin Juli 2007 (gefördert von der Stiftung Bonhoeffer-Lehrstuhl; organisiert von Ralf Wüstenberg und Stephen Plant)
IBC 1: Reading Bonhoeffer in International Contexts: America, South Africa, England, Freie Universität Berlin Mai 2006
ReVikoR-Studie
ReVikoR-Studie (Untersuchung der Religiösen Vielfalt im konfessionellen Religionsunterricht in Schleswig-Holstein)
Laufzeit: 01.04.2013 - 31.03.2017
Wissenschaftliche Leitung:
- Prof. Dr. Johannes Woyke, Europa-Universität Flensburg
- Prof. Dr. Uta Pohl-Patalong, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
DoktorandInnen:
- Stefanie Boll, MA, Europa-Universität Flensburg
- Thorsten Dittrich, Europa-Universität Flensburg
- Dipl.-Theol. Antonia Elisa Lüdtke, CAU Kiel
Projektkoordination: Thorsten Dittrich, Kirchenamt der Nordkirche
Der Religionsunterricht mit seinem konfessionellen Bezugsrahmen wird aktuell lebhaft diskutiert. Die "reine evangelische Lerngruppe" gibt es schon lange nicht mehr - vielmehr wird deren Zusammensetzung durch eine religiöse Vielfalt bestimmt. Aus diesem Grund plädiert die derzeitige Landesregierung in Schleswig-Holstein laut Koalitionsvertrag für eine "[Umwandlung des] konfessionsgebundenen in einen konfessionsübergreifenden Religionsunterricht." Dieser Religionsunterricht soll für alle Schülerinnen und Schüler - gleich welchen Bekenntnisses - offen sein. In den derzeitigen Debatten, Forderungen und Vorschlägen zur Weiterentwicklung des Religionsunterrichts in Schleswig-Holstein zeigt sich, dass die Situation komplex und demgegenüber das Wissen um die reale Situation des aktuellen konfessionsgebundenen Religionsunterrichts ungenügend ist.
Aus diesem Grund soll im Rahmen der ReVikoR-Studie erhoben werden, wie derzeit mit religiöser Vielfalt im konfessionellen Religionsunterricht in Schleswig-Holstein umgegangen und wie ebendiese erlebt wird. Mithilfe dieser deskriptiven Erfassung sollen schlussendlich Empfehlungen für eine Weiterentwicklung des Religionsunterrichts in Schleswig-Holstein formuliert werden können.
Die Untersuchung ist ein Gemeinschaftsprojekt des Seminars für Evangelische Theologie der Universität Flensburg und dem Institut der Praktischen Theologie der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und wird gefördert vom Kirchenamt der Nordkirche. Das Projekt erfolgt in enger Abstimmung mit dem Ministerium für Bildung und Wissenschaft und dem Pädagogisch-Theologischen Institut der Nordkirche.