Geschlecht und Qualifikation - Überwindung geschlechtsspezifischer Merkmale von Schlüsselqualifikationen zur Erweiterung der Berufswahlmöglichkeiten und zur Förderung des Arbeitskräftepotentials

Das Projekt untersucht den Einfluss der geschlechtsspezifischen Trennung des Europäischen Arbeitsmarktes auf das Berufsbildungssystem unter besonderer Berücksichtigung von Schlüsselqualifikationen, Schlüsselkompetenzen, besonderen Fähigkeiten und besonderen Kenntnissen.

Kurzübersicht

Stichworte
geschlechtsspezifische Trennung, Europa, Arbeitsmarkt, Schlüsselkompetenz, Berufsbildungssystem, Arbeitskräftepotenzial
Laufzeit
01.02.2000 - 31.03.2002
Institution der EUF
Berufsbildungsinstitut Arbeit und Technik (biat)

Beschreibung

Das Projekt untersucht den Einfluss der geschlechtsspezifischen Trennung des Europäischen Arbeitsmarktes auf das Berufsbildungssystem unter besonderer Berücksichtigung von Schlüsselqualifikationen, Schlüsselkompetenzen, besonderen Fähigkeiten und besonderen Kenntnissen. Feststehende geschlechtsspezifische Barrieren behindern die Modernisierung des Arbeitsprozesses. Darüber hinaus behindern sie sowohl die individuellen Berufswahlmöglichkeiten von Frauen und Männern als auch die Entwicklung des Arbeitskräftepotentials. Aus diesem Grunde sollte das Berufsbildungssystem darauf hinzielen, Kompetenzen zu vermitteln, die den veränderten Herausforderungen gerecht werden und gleiche Möglichkeiten für beide Geschlechter bereitzustellen.

Zielgruppe

Ausbilder, Auszubildende, Angestellte, Personalverantwortliche usw. der Berufsgruppen Elektroinstallateur, Erzieher und Restaurantfachleute.

Forschungsschwerpunkte / Projektziele

Das Projekt will insbesondere erforschen, in welchem Ausmaß Frauen und Männer geschlechtsspezifische Schlüsselqualifikationen entwickeln bzw. über verschiedene Schlüsselqualifikationen / -kompetenzen bei beruflichen Veränderungen verfügen. Dieses sollte für beide Geschlechter dazu führen, Strategien zu entwickeln, um erstens Ungleichheiten auf dem Arbeitsmarkt zu überwinden und zweitens die Einstellungschancen zu verbessern. Die Zielvorstellung ist, die Geschlechterteilung auf dem Arbeitsmarkt zu vermindern sowie auf mögliche Berufswechsel vorzubereiten. Schließlich sollen entsprechend dieses Zieles Empfehlungen für Politiker und Praktiker der beruflichen Bildung gegeben werden.

Zeit- und Arbeitsplan

02/2000 bis 04/2000

Erarbeitung eines einheitlichen Verständnisses und Konzepts und Verabschiedung eines Arbeits- und Zeitplans

Um ein einheitliches Verständnis zu erzielen, wird in einem ersten Schritt des gegenseitigen Lernens eine Sekundäranalyse der jeweiligen nationalen Fachliteratur durchgeführt, die sich mit den Bedingungsfaktoren einer geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung und ihrer Widerspiegelung in den Berufsbildungssystemen beschäftigt. Bei der Analyse werden die verschiedenen historischen, kulturellen und wirtschaftlichen Voraussetzungen des Berufs- und Arbeitslebens sowie der Berufsbildungstradition berücksichtigt. Ein besonderes Augenmerk wird auf das jeweilige Verständnis von Schlüsselkompetenzen in den verschiedenen nationalen Berufsbildungssystemen und auf geschlechtsspezifische Schlüsselqualifikationen gelegt.

05/2000 bis 07/2000

Einfluss der aktuellen Berufsbildungspraxis zur fortdauernden Geschlechtertrennung durch die Verbreitung geschlechtsspezifischer Schlüsselkompetenzen

Es wird analysiert, in wie weit die Berufsbildungspraxis geschlechtsspezifische Schlüsselkompetenzen / -qualifikationen in den ausgewählten Berufsfeldern, die eindeutig entweder von Frauen ("nursery nurses", sozialpädagogische Assistenten/-innen) oder von Männern (Elektro-Installateure/-innen) dominiert werden, erzeugt. In einem zweiten Schritt sollen Gruppen von Schlüsselqualifikationen bestimmt werden, die speziell für diese Berufsbereiche gelten.

04/2000 bis 11/2000

Zum Verhältnis von speziellen Schlüsselkompetenzen und dem Geschlecht und dem theoretischen Hintergrund der europäischen Schlüsselqualifikations-Debatte

Auf empirische (a) und theoretische (b) Weise wird überprüft, wie und in welchem Ausmaß Schlüsselqualifikationen mit dem Geschlecht zusammenhängen. In empirischer Hinsicht wird diese Frage aus zwei Blickwinkeln analysiert: aus der Perspektive der beruflichen Bildung, wobei die Bedeutung von Schlüsselqualifikationen für den Transfer von Fähigkeiten bei Berufswechseln bewertet wird, und aus der Sicht der Arbeitgeber/-innen und Arbeitnehmer/-innen.

In theoretischer Hinsicht wird eine Analyse des Konzepts der beruflichen Bildung bezüglich Schlüsselqualifikationen durchgeführt sowie der Zusammenhang mit geschlechtsspezifischer beruflicher Bildung hinterfragt.

11/2000 bis 02/2001

Bedingungen der Reproduktion der Geschlechtertrennung auf Grund geschlechtsspezifischer Merkmale von Schlüsselkompetenzen

Es soll herausgefunden werden, wie und in welchem Ausmaß geschlechtsspezifische Schlüsselkompetenzen die Geschlechtertrennung (re-)produzieren. Hierzu erfolgt eine Einschätzung

  • aus der Sicht der Arbeitgeber, wobei bewertet wird, in welchem Ausmaß die Arbeitspraxis der Personalleiter/-innen und / oder berufliche Ansprüche die Geschlechtertrennung (re-) produziert;
  • aus der Sicht der Arbeitnehmer/-innen, wobei bewertet wird, wie und in welchem Ausmaß das jeweilige individuelle Selbstbild zur Reproduktion geschlechtsspezifischer Schlüsselqualifikationen beiträgt.

03/2001 bis 07/2001

Entwicklungsbedingungen von Schlüsselkompetenzen abgesehen von der Geschlechtertrennung

Mit der Recherche o. g. Entwicklungsbedingungen in den ausgewählten Berufsfeldern ist die Absicht verbunden, die Fähigkeiten für Berufswechsel zu verbessern. Es gilt

  • Bedingungen und Motive der Berufswahl in den ausgewählten Berufsfeldern herauszufinden,
  • herauszufinden, in welchem Ausmaß Männer, die in Frauen-dominierten Berufen tätig sind, andere Schlüsselkompetenzen entwickeln als Männer in typischen Männer-Berufen und umgekehrt,
  • herauszufinden, in welchem Ausmaß sie Gebrauch von diesen anderen (zusätzlichen) Schlüsselkompetenzen machen,
  • herauszufinden, in wie weit jene (zusätzlichen) Schlüsselkompetenzen ihre Karriere beeinflussen.

08/2001 bis 12/2001

Geschlechtsspezifische Strategien im Umgang mit beruflichen Veränderungen und der Einfluss auf die Darstellung auf dem Arbeitsmarkt

Es wird untersucht, ob es Unterschiede im Umgang mit Berufswechseln gibt. Insbesondere geht es darum, in wie fern berufliche Veränderungen als Chance für die Persönlichkeitsentwicklung wahrgenommen werden. Wenn Unterschiede bestehen:

  • Können diese Unterschiede mit dem Geschlecht in Verbindung gebracht werden?
  • Nutzen Frauen und Männer Schlüsselkompetenzen in unterschiedlicher Weise?
  • In welchem Ausmaß stellen sich Frauen oder Männer auf dem Arbeitsmarkt vorteilhafter dar, z. B. wenn ihre Einstellungschancen höher eingeschätzt werden?

Das Augenmerk wird auf biografische Veränderungen gelegt werden unter besonderer Berücksichtigung des Wechsels von einem Beruf zu einem anderen. Die Veränderung wird sowohl aus der Perspektive der Arbeitnehmer als auch der Arbeitgeber bewertet.

01/2002 bis 03/2002

Empfehlungen zur Überwindung geschlechtsspezifischer Barrieren und der Geschlechtertrennung in dem Europäischen Berufsbildungssystem unter Berücksichtigung von Schlüsselkompetenzen

Es werden Empfehlungen für die Praxis der beruflichen Bildung sowie für die Bildungspolitik erarbeitet, die auf eine verbesserte Förderung von Schlüsselkompetenzen zur Überwindung von geschlechtsspezifischen Barrieren und der Geschlechtertrennung in der beruflichen Aus-, Fort- und Weiterbildung ausgerichtet sind. Auf diese Weise sollen einerseits die individuellen Einstellungschancen gesteigert und die Berufswahlmöglichkeiten erhöht werden und andererseits das Arbeitskräftepotential auf einem weniger geschlechtergetrennten Arbeitsmarkt verbessert werden.

Eine Europäische Kooperation, die die Ebene eines bloßen Vergleichs überschreitet, kann zu einem verbesserten Verständnis, Planen und Durchführen von Maßstäben der beruflichen Bildung unter besonderer Berücksichtigung gleicher Beschäftigungschancen führen. Eine Konsequenz kann es sein, Berufsbildungsmaßstäbe zu entwickeln, die es ermöglichen, Frauen und Männer mit Kompetenzen auszustatten, über die sie bis dato nicht verfügen. Es kann außerdem erreicht werden, dass das Qualifikationspotential eines jeden Einzelnen unter Berücksichtigung spezieller Schlüsselqualifikationen / -kompetenzen neu bewertet wird.

Ergebnis

Englische Projektbeschreibung/English description

Verantwortlich

Prof. Dr.Gerald Heidegger †

Projektmitarbeitende

Platzhalter-Foto für Beatrix Niemeyer-Jensen

Prof. Dr.Beatrix Niemeyer-Jensen

Partnerinnen und Partner

Finanzierung

Kommission der Europäischen Gemeinschaft
Fünftes Rahmenprogramm