Border Complexities

Border Complexities ist eine deutsch‐französisch-luxemburgische Workshopreihe. Die Reihe besteht aus fünf thematisch verbundenen Ateliers, an denen Nachwuchswissenschaftler_innen und etablierte Wissenschaftler_innen aus Deutschland, Frankreich und Luxemburg teilnehmen. Die Ateliers fokussieren auf jeweils einen spezifischen Analyseaspekt von Border Complexities und sollen einen erst wenig rezipierten Trend in der Grenzforschung weiterentwickeln. Die Ateliers finden 2019‐2021 an den Standorten der Partneruniversitäten statt, von denen sich vier in einer geographischen Grenzlage befinden. Die französisch‐deutsche, französisch‐luxemburgische, deutsch‐polnische und deutsch‐dänische Grenzlage wird genutzt, um die Themen der Ateliers anschaulich zu machen und zu vertiefen.

Kurzübersicht

Stichworte
Border Complexities, Grenzforschung, Boardering, Territorialität
Laufzeit
01.12.2019 - 31.12.2021
Institutionen der EUF
Seminar für Soziologie, Interdisziplinäres Europaforschungszentrum (ICES)

Beschreibung

Die Border Studies zählen seit den letzten Jahrzehnten zu den aufstrebenden Arbeitsfeldern der Sozial- und Kulturwissenschaften. In diesem Zuge erfahren sie nun auch in Europa eine fortschreitende Institutionalisierung, ebenso wie sie zunehmend mehr Disziplinen einschließen.

Vor diesem Hintergrund umfassen die Border Studies heute eine große Bandbreite an Forschungsgegenständen. Dabei hat sich die Einsicht durchgesetzt, dass sich die Funktions‐und Wirkungsweise von Grenzen weniger an den Rändern von nationalen Territorien ablesen lässt, als dass Grenzen vielmehr erst über die Untersuchung der Prozesse ihrer Einsetzung, Verschiebung, Unterwanderung etc. verstehbar werden. Diese Betrachtungsweise hat sich in den Border Studies spätestens seit den 2000erJahren mit dem Ansatz des bordering durchgesetzt (Paasi1999; van Houtum2002; Sahlins1991; Motsch2001; Rutz 2018).

Die Applikation dieses Ansatzes zeigt allerdings, dass die analytische Perspektive noch nicht hinreichend entwickelt ist. Die Kritik am Bordering‐Ansatz zielt auf unzureichende Konzeptualisierung und Unterkomplexität und hat in jüngster Zeit zu einer Weitung der analytischen Perspektive geführt. Sie versucht Bordering‐Prozesse analytisch aufzufächern und ihre verschiedenen miteinander verknüpften Dimensionen in den Blick zu bekommen.

Dieses Anliegen gründet auf der Einsicht, dass sich Grenzen nicht über eindeutige Setzungen von dichotomen Ordnungen, eindeutige Trennleistungen von nur wenigen Akteuren oder am territorialen Rand von Nationalgesellschaften realisieren. Grenzen werden in den rezenten Border Studies vielmehr als Resultate und Kristallisationspunkte von vielschichtigen Formationen verstanden, die aus dem (situativen) Zusammenwirken unterschiedlicher Akteure, Aktivitäten, Körper, Objekte, Wissen resultieren und veränderbar sind (AmilhatSzary/Giraut2015;  Brambilla 2015; Hess 2018; Weieret al. 2018; Gerst et al. 2018).  Solche für Grenzen ursächlichen oder aus ihnen hervorgehenden dynamischen Konstellationen fasst der Begriff der Border Complexities.

Er steht im Zentrum des interdisziplinären Projekts und soll über unterschiedliche analytische Zugänge konzeptualisiert und anhand empirischer Beispiele diskutiert werden. Dafür wird eine interdisziplinäre Workshopreihe durchgeführt, die eine strukturierte Auseinandersetzung mit einer rezenten Entwicklung der Border Studies ermöglicht.

PROJEKTPARTNER

Universität Luxemburg, Luxemburg

Université de Lorraine, Frankreich

École des hautes études en sciences sociales, Frankreich

Europa-Universität Viadrina Frankfurt (Oder), Deutschland

Verantwortlich

Projektmitarbeitende

Finanzierung

Gefördert durch Deutsch-Französische Hochschule