Prävention und Gesundheitsförderung sind wichtig für den Einzelnen und für die gesamte Gesellschaft, weil sie helfen, Krankheiten zu vermeiden und die Lebensqualität der Menschen zu verbessern sowie im Gesundheitswesen Kosten zu sparen. Diese Erkenntnis stammt bereits aus den 1980er Jahren und floss 1986 in die Ottawa-Charta for Health Promotion ein.
Immer mehr Kinder und Jugendliche sind übergewichtig und in den kommenden Jahren wird der Altersdurchschnitt der Bevölkerung in Deutschland weiter steigen und damit auch die Anzahl an chronischen Erkrankungen. Der Bedarf an Prävention und Gesundheitsförderung wird in Politik und Gesellschaft zunehmend erkannt und gefördert, insbesondere vor diesem Hintergrund, dass die aktuellen Ausgaben im deutschen Gesundheitswesen, die im Jahr 2019 bei 411 Mrd. Euro lagen (destatis, 2021) und 2017 erstmalig den Bundesetat überschritten, immer weiter steigen.

Die Europa-Universität Flensburg hatte sich dieser Herausforderungen angenommen und bildete im Rahmen des Masterstudienganges "Prävention und Gesundheitsförderung" ab Wintersemester 2008/2009 qualifizierte Fachkräfte für die Entwicklung und Durchführung sowie Evaluation von wissenschaftlich fundierten Maßnahmen der Prävention, Gesundheitsförderung und Rehabilitation aus. Trotz erfolgreicher Reakkreditierung im Jahr 2013/2014 wurde dieser gesundheitswissenschaftliche Studiengang im Frühjahrsemester 2020 jedoch geschlossen.

An dieser Stelle sollen nochmals die Besonderheiten und die Bedeutungen des Masters sowohl für ehemalige Studierende als auch für den Bereich der Gesundheitspsychologie dargestellt werden:

Insgesamt wurden neun Kohorten von Studierenden aus allen Teilen Deutschlands und dem Ausland in den Masterstudiengang an der Europa-Universität Flensburg aufgenommen und haben ihn erfolgreich abgeschlossen. Jährlich wurden 40 Studienplätze für den Masterstudiengang am Institut für Gesundheits-, Ernährungs- und Sportwissenschaften in der Abteilung Gesundheitspsychologie und Gesundheitsbildung vergeben. Die stetig hohe Anzahl von 120 -150 Bewerber*innen verdeutlichten die Attraktivität und die hohe Nachfrage nach dem Master "Prävention und Gesundheitsförderung". Ein großes und kontinuierliches Interesse bestand auch bei den Flensburger Studierenden des Bachelorstudienganges "Bildungswissenschaften" mit dem Fach "Gesundheit und Ernährung". Der Zuspruch von Bachelorabsolventen*innen nationaler und internationaler Hochschulen wuchs kontinuierlich.

Der Masterstudiengang qualifizierte die Absolvent*innen für leitende Tätigkeiten in Prävention und Gesundheitsförderung, aber auch in der Rehabilitation. Potentielle Arbeitgeber*innen waren Krankenkassen, größere Betriebe, Gesundheitsämter, Sucht- und Ernährungsberatungsstellen, Koordinierungsstellen der Gesundheitsförderung, Reha-Kliniken und Forschungseinrichtungen. Angesichts der dokumentierten Erfolge an den Arbeitsmärkten ist durch die Schließung des Studiengangs eine Lücke in der Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses im Bereich der Gesundheitswissenschaften und in praktischen Arbeitsfeldern im Gesundheitsbereich entstanden.

Das Profil des Studiengangs war stark anwendungsorientiert, setzte aber auch Akzente in der empirischen Gesundheitsforschung, insbesondere in Hinblick auf empirische Forschung zur wissenschaftlichen Fundierung und Optimierung von Praxismaßnahmen. Studierende gaben in anonymen, schriftlichen Befragungen zur Qualitätssicherung an, dass der Aufbau des Studienganges ermöglichte, bereits während der Ausbildung an der Europa-Universität Flensburg Berufserfahrungen zu sammeln und Kontakte für die spätere berufliche Laufbahn zu knüpfen. Die Absolvent*innen des Masterstudienganges berichteten außerdem in den Befragungen, dass die praktischen Erfahrungen insbesondere bei zukünftigen Arbeitgeber*innen gut ankamen und bei der Bewältigung der Anforderungen im Arbeitsleben eine gute Grundlage schafften. Das folgende Zitat veranschaulicht die Bedeutung des Theorie-Praxis-Transfers im Rahmen des Studiengangs:

"Der Mix an Theorie und Praxis sowie die Vielseitigkeit - sowohl die theoretischen gesundheitswissenschaftlichen Modelle als auch die Praxisprojekte haben viel dazu beigetragen, dass ich heute erfolgreich im Betrieblichen Gesundheitsmanagement arbeite".

Aus Sicht der Absolvent*innen zeichnete sich der Master "Prävention und Gesundheitsförderung" der Europa-Universität Flensburg zusätzlich durch die besonders gute Atmosphäre sowohl zwischen den Studierenden als auch den Lehrenden aus. Die maximale Anzahl von 40 Personen in einer Kohorte ermöglichte zudem ein sehr gutes Lernklima und machte einen intensiven Austausch auch mit den Dozent*innen möglich. Zu betonen ist noch, dass insgesamt zwölf Kandidat*innen im späteren Verlauf promovierten, neun davon in der Abteilung "Gesundheitspsychologie und Gesundheitsbildung" der Europa-Universität Flensburg.

"Seit dem Master habe ich an verschiedenen Fakultäten anderer Universitäten gearbeitet und gelehrt. Zudem hatte ich den Bachelor zuvor an einer anderen Universität gemacht. Vor dem Hintergrund dieses recht breiten Erfahrungsspektrums weiß ich besonders zu schätzen, wie persönlich und individuell die Betreuung durch die Lehrenden im Studium in Flensburg war. In dieser Form habe ich das bislang nirgendwo sonst erfahren".

Abschließend lässt sich festhalten, dass mit dem Auslaufen des Masterstudienganges "Prävention und Gesundheitsförderung" an der Europa-Universität Flensburg ein Studiengang endet, dessen Form in Deutschland einzigartig war. Die enge Verflechtung von Theorie und Praxis, die interdisziplinäre Aufstellung gepaart mit der intensiven Betreuung durch die Lehrenden sowie der gute Zusammenhalt zwischen den Studierenden lässt sich in dieser Form deutschlandweit nicht wiederfinden. Aus diesem Grund ist es uns ein Anliegen, den Studiengang und seine Besonderheiten auch nach seinem Auslaufen im Frühjahr 2020 zu würdigen und mit einem ressourcenorientierten Blick dankbar dafür zu sein, dass 244 Studierende die Möglichkeit hatten, eine fachlich qualifizierte Ausbildung im Bereich der Prävention und Gesundheitsförderung an der Europa-Universität Flensburg zu erhalten.

Literatur: https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Gesundheit/Gesundheitsausgaben/_inhalt.html