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18.01.2017    Bettina Fritzsche (Freiburg): Differenzaushandlungen im Rahmen einer responsiv angelegten kulturvergleichenden Ethnographie

(Raum: HEL 166)

Im Rahmen einer vergleichenden Erziehungswissenschaft ist der Blick auf das "Andere" und eine Reflexion (vermeintlicher) Differenzen zwischen dem "Eigenen" und dem "Anderen" konstitutiv angelegt. Wie solche Differenzaushandlungen auf Seiten der Forschenden und der Erforschten aussehen können und welcher Erkenntnisgewinn ihnen potenziell innewohnt, soll im Vortrag am Beispiel einer ethnographischen Untersuchung zu pädagogischen Beziehungen an zwei, jeweils in Berlin und London gelegenen Grundschulen erörtert werden. Insbesondere soll auf den im Forschungsprojekt gewählten reflexiv-responsiven Ansatz eingegangen werden, der es ermöglichte, die beforschten Akteure in den vorgenommenen Vergleich miteinzubeziehen: Auf der Grundlage von gegenseitigen Besuchen und von Videoaufnahmen aus der jeweils anderen Schule wurden mit Pädagog_innen und Schüler_innen reflexiv-responsive Gespräche zum Vergleich der beiden Schulen durchgeführt. Diese Methode wurde u.a. auch von Joseph Tobin und seinen Kollegen (1991/2009) im Rahmen ihrer Studie ‘Preschool in Three Cultures’ eingesetzt. In seiner Reflektion der Methode problematisiert Tobin (2001) die traditionelle Macht einer unilateralen ethnographischen Autorität und stellt die gewählte Methode als Möglichkeit vor, diese Autorität zu relativieren, indem sie einen reziproken Blick ("a reciprocal gaze", ebd., S. 125) in die Forschung einbaue.

Ein solcher ‚reciprocal gaze‘ schließt Perspektiven auf das jeweils vergleichend angeschaute "Andere" ebenso ein wie einen vor dem Raster dieses Vergleichhorizontes entwickelten Blick das jeweils "Eigene" und Vertraute. Das solchermaßen artikulierte Verhältnis zwischen dem "Eigenen" und dem "Anderen" wird im Vortrag unter Bezug auf die machtanalytische Anerkennungstheorie J. Butlers diskutiert.