Offizielle Pressemitteilungen der Europa-Universität Flensburg (EUF)
Sieben Tugenden für schwierige Zeiten
Mit rund 300 Gästen aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft, Kirche und Kultur feierte die Europa-Universität Flensburg (EUF) heute (20.6.) ihren Jahresempfang.
Lehrkräftegewinnung ist die größte bildungspolitische Herausforderung der kommenden Jahre
Mit dabei: Schleswig-Holstein Bildungs- und Wissenschaftsministerin Karin Prien. Sie lobte die Rolle der EUF als "dynamische und nachhaltige Bildungs- und Forschungsumgebung in der europäischen Peripherie" und hob vor allem die Rolle der Universität bei der Ausbildung von Lehrkräften hervor. "Die Lehrkräftegewinnung ist die größte bildungspolitische Herausforderung der kommenden Jahre", sagte sie und dankte der EUF für die konstruktive Zusammenarbeit im Rahmen der Allianz für Lehrkräfte. "Trotz angespannter Haushaltslage sind wir bemüht, die Allianz weiter zu unterstützen. Die Lehrkräftebildung ist und bleibt einer der wichtigsten Schwerpunkte unserer Arbeit", sagte Prien.
Vielfältige Kooperationsbeziehungen
Flensburgs Bürgermeister Henning Brüggemann betonte die vielfältigen Kooperationsbeziehungen zwischen Stadt und Universität. "Ich freue mich sehr darüber, dass es viele Berührungspunkte und gemeinsame Projekte gibt, z.B. das Forschungsprojekt ‚EHSS/Hafen Ost‘ zwischen dem Norbert-Elias-Center und der Stadt: Ein transdisziplinäres Projekt, in dem Stadt und Uni sehr eng im Bereich der nachhaltigen Stadtentwicklung zusammenarbeiten. Gerade hier kann ich feststellen, wie Uni in und für Flensburg wirkt. Es werden frische Impulse in die Stadtgesellschaft und die kommunale Selbstverwaltung getragen. Das ist gut für Flensburg."
Sieben Tugenden
Entlang der sieben Kardinaltugenden skizzierte Uni-Präsident Prof. Dr. Werner Reinhart die Situation der Europa-Universität. Zur ersten Tugend – Klugheit – sagte Reinhart: "Zur Klugheit gehört auch, dass Universität sich gerade in Zeiten zunehmender gesellschaftlicher Spaltung nicht in den Elfenbeinturm zurückzieht."
Angesichts der "zunehmend heftig geführten Debatten unserer Tage" plädierte er für die Tugend der Mäßigung, sah Universität zugleich jedoch in der Pflicht, "dort laut und vernehmbar unsere Stimme zu erheben, wo sich Ressentiment, Wut und Abwertung die Bahn brechen." Dafür sei eine weitere Tugend, nämlich Tapferkeit, gefragt.
Die Tugend der Gerechtigkeit nahm Reinhart zum Anlass, über die massive Unterfinanzierung der Flensburger Universität zu sprechen, die politisch fatal sei: "Unsere beispiellose Armut ist in einer Zeit, in der wir auf den größten Lehrkräftemangel in der Geschichte unserer Nation zusteuern, schlichtweg nicht mehr zeitgemäß."
Der Glaube an die Optimierbarkeit der Organisationsstruktur habe zur Gründung der Fakultäten geführt, so Reinhart, bevor er die Tugend der caritas (Liebe) dazu verwendete, für mehr Zusammenhalt zu werben: "Würden wir – bis hinein in unsere Denk- und Satzstrukturen – etwas häufiger ‚Wir‘ und etwas weniger ‚Ich‘ akzentuieren, wären Zusammenarbeit und Kooperation für alle leichter."
Anlass zur letzten Tugend, der Hoffnung, boten Reinhart die Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit dem Ministerium: "Leitplanken wie auskömmliche Finanzierung, Erhöhung von Studienerfolg, schrittweiser Abbau von Fachkräfte- und Lehrkräftemangel, Verbesserung der Rahmenbedingungen des akademischen Mittelbaus, Stärkung von Klimaneutralität und Nachhaltigkeit sowie Internationalisierung von Forschung, Lehre und Verwaltung werden" würden von der Universität rückhaltlos unterstützt.
Vergabe der Forschungspreise
Die Vizepräsidentin für Forschung und Transfer, Prof. Dr. Iulia-Karin Patrut, vergab zwei Preise für herausragende Forschungsleistungen. Den Preis für eine herausragende Dissertation nahm der Philosoph Karl-Christoph Reinmuth für seine Doktorarbeit "Regelwerke und ihre Beurteilung: ein Beitrag aus philosophischer Perspektive" entgegen. Der Preis für eine herausragende Forschungsarbeit ging an Dr. Vincent Gengnagel für den Aufsatz "Closer to the Market’: EU Research Governance and Symbolic Power", den er gemeinsam mit Katharina Zimmermann und Sebastian Büttner 2022 im "Journal of Common Market Studies" veröffentlicht hatte.
Viel Applaus für Alfons
Viel Applaus gab es für den französisch-deutschen Kabarettisten Emmanuel Peterfalvi alias Alfons, der liebevoll deutschen Merkwürdigkeiten kommentierte. Auch die Big Band der Universität wurde gewürdigt: Sie feiert in diesem Jahr ihr 25-jähriges Bestehen und sorgte mit Klassikern der Jazz- und Soulgeschichte für Stimmung.